Wichtigkeit des Materials: Beinschutz für Militarypferde
von Dr.med.vet. Jörg Bodenmüller, Ohringen
Gemeint ist nicht der unpersönliche Ausdruck 'Pferdematerial', sondern das Drum & Dran. All die kleinen und grösseren Dinge, die es auch zu optimieren gilt, um Spitzenleistungen zu erbringen, wie Sattel, Zäumung, aber auch Fliegenschutzmittel, Die grosse Bedeutung des Zubehörs möchte ich am Beispiel der Gamaschen resp. Bandagen für die Geländeprüfung demonstrieren:
Gamaschen und Bandagen sind in der Military enorm wichtig. Ihre Funktion ist es, die Beine im Bereich von Röhre, Fesselkopf und natürlich vor allem der Sehnen zu schützen. Ausser dieser Hauptaufgabe sind aber noch viele Nebenbedingungen zu erfüllen, um den Ansprüchen während einer grossen Prüfung zu genügen:
guter Sitz ohne zu scheuern
sattes Anliegen, damit sich zwischen Haut und Polster kein Schmutz festsetzt
darf sich im Wasser nicht vollsaugen
verstärkter Schutz im Sehnenbereich wegen Gefahr des Angaloppierens mit den Hinterhufen
gleichmässiges Aufliegen ohne punktuell vermehrten Druck durch Verschlusstechnik
wenig Gewicht
kein Rutschen (auch nicht im Wasser)
sicherer Verschluss
Sieht man sich an internationalen Prüfungen ein wenig um, so erkennt man
verschie-dene Lösungsmodelle - von Gamaschen bis Bandagen, oder gar kombinierte
Formen. Teilweise wird für Vorder- und Hinterbeine eine andere Technik
gewählt. Mangels kompetenter Anleitung während meiner Zeit als Military-Neuling
habe ich mit verschiedensten Methoden ausgiebig Erfahrung gemacht und dabei
haben sich dann auch kleinere und grössere Probleme eingestellt.
Offensichtliche Mängel sind Hinunterrutschen, Scheuerstellen und ähnliches.
Mit medizinischem Auge erkennt man aber auch eine Begünstigung von Sehnenschäden
oder Sehnenscheidenentzündungen verursacht durch einen ungenügenden
Sitz des Beinschutzes. Es ist nämlich darauf zu achten, dass die Gamaschen
auf der ganzen Länge mit gleichmässigem Druck anliegen. Sonst entstehen
Punkte, wo durch erhöhtes Auflagegewicht die Durchblutung lokal reduziert
ist. Damit vermindert sich dort auch die Zufuhr von Sauerstoff, und es verbleiben
mehr giftige Schlacken im Gewebe. Hinzu kommt eine punktuell erhöhte mechanische
Reizung durch das ständige Hin- und Hergleiten der Sehnen. Am stärksten
exponiert ist diejenige Stelle, wo eine Bandage mit dem Bändel geknöpft
wird.
Die Big-Team-Pferde werden daher seit geraumer Zeit vor allem in langen Prüfungen
nur noch mit Kunststoffschalen (Porter-Boots) geritten. Das sind anschmiegsame,
leichte Kunststoffgamaschen mit einer Verstärkung an den gefährdeten
Stellen. Sie haben keinen Verschluss, sondern werden mit einer selbsthaftenden
Einmal-Bandage (z.B. Coban, Coflex) gleichmässig anbandagiert, das Ende
wird sicher vernäht.